Zunehmende Unsicherheiten bei der Konjunktur und eine weltweit restriktivere Handelspolitik, geschlossene Grenzen in Asien für den Export gewisser Sekundärrohstoffe und ein Margenzerfall auf der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Papier führen zu einem massiven Preiszerfall beim Altpapier und Altkarton.
Die Preise für Sekundärrohstoffe wie Altpapier/Altkarton, Stahl- und Metallschrotte oder Kunststoffe sind zuverlässige Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung – und sie kündigen einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung an. Dramatisch ist der Preiszerfall im Bereich Altkarton und dem sogenannten Kaufhaus- und Mischpapierbereich, wo die Entschädigungen an die Quellen (Städte, Gemeinden, Industrie- und Gewerbe) in den letzten Monaten um über 50% gefallen und teilweise nicht mehr kostendeckend sind. Grund für diese Entwicklung ist ein Mengenüberschuss an Altpapier und Altkarton in Europa, bedingt durch Abstellmassnahmen europäischer Papierfabriken und der wegen den regulatorischen Importbeschränkungen für Abfälle in Asien nicht aufgefangen werden kann. Die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Papier leidet unter einem grossen Margenzerfall, Druckereien müssen schliessen, die Preise für Neupapiere sinken. Die sich abzeichnende Konjunkturlage lässt auf keine baldige Besserung der Situation hoffen.
Die Altpapierverwerter und -entsorger werden nicht umhin kommen, den Altpapier- und Altkartonpreis weiter zu senken und müssen je nach Anfallstelle und -menge sogar auf eine Vergütung verzichten, um die Schweizer Unternehmensstandorte sowie die Verwertung in den Schweizern Papier- und Kartonfabriken zu sichern. Die aktuelle Situation zeigt, dass eine ökologisch und ökonomisch verantwortungsvolle Altpapierentsorgung langfristig orientiert sein muss.
Diejenigen Städte und Gemeinden, die ihre Einzelverträge gestützt auf den Altpapier-Rahmenvertrag abgeschlossen haben, sind durch die dort vereinbarten Abnahmegarantien und Mindestpreise abgesichert. Aus Sicht der Städte und Gemeinden ist die Situation beim Altkarton bemerkenswert: Hier gibt es keinen Rahmenvertrag -ein grosser Teil des Altkartons kommt direkt aus der Industrie/ Gewerbe, die Sammelmengen nehmen zu (als Folge von Online-Shopping), die Erlöse ab. So entfernt sich die Altkartonsammlung immer mehr von der Kostendeckung und vom Verursacherprinzip.
Die separate Sammlung von Altpapier und Altkarton hat sich mit Blick auf die sehr hohe Sammelquote seit Jahrzehnten ökonomisch und ökologisch bewährt. Durch die Verwendung von Altpapier und Altkarton werden bei der Produktion enorme Mengen an C02 und Wasser (je 70%) sowie Energie (60%) eingespart, da die Aufbereitung des Primärrohstoffes (Holz) und der Transport der Frischfasern über grosse Entfernungen (Skandinavien, Nord- und Südamerika) entfallen.
Der Rückgrat dieser Sammlungen sind die heimische Papier- und Kartonindustrie, sowie die Entsorger-, Handels- und Logistikbetriebe, die eine nachhaltige und umweltschonende Altpapiersammlung und -aufbereitung in einer hohen Qualität garantieren. Mehr als 90% der gesamten schweizerischen Papier- und Kartonproduktion werden mittels Altpapier als Rohstoff auf qualitativ hohem Niveau abgedeckt. Hinzu kommen kurze und damit ökologische Transportwege. Diese nachhaltige Rezyklierung von Altpapier und Altkarton soll trotz dem Preiszerfall nicht gefährdet werden.
Die unterzeichnenden Verbände werden die Entwicklung genau beobachten und sich weitere Schritte vorbehalten, um das bewährte System zu stabilisieren.
Rückfragen:
Dr. Thomas Bähler
Geschäftsführer Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling Schweiz VSMR
Telefon: 031 390 25 50
Alex Bukowiecki Gerber
Geschäftsführer Schweizerischer Verband Kommunale Infrastruktur
Telefon: 031 356 32 40
Beat Kneubühler
Präsident/ Geschäftsführer Recycling Papier + Karton
Telefon: 058 225 5550
Rudolf Matti
Bereich Gütertransport/ Sozialpartnerschaft Schweizerischer Nutzfahrzeugverband ASTAG
Telefon: 031 370 85 61